Inhalt
Luisa ist 20, kommt aus gutem Hause, hat ein Jurastudium begonnen und scheint am Anfang eines normalen bürgerlichen Lebens zu stehen. Die aggressive Stimmung gegen Flüchtlinge in Deutschland und die zunehmende Popularität einer rechtsextremen Partei namens „Liste 14“ lassen der jungen Frau jedoch keine Ruhe. Vom Engagement ihrer Freundin und Kommilitonin Batte ermuntert, schließt sich Luisa einer linksautonomen Gruppe in Mannheim an, die Gegendemonstrationen und Störaktionen bei Neonaziaufmärschen organisiert. Als die Neue bei einer Veranstaltung durch Zufall an das Handy eines rechten Teilnehmers gelangt, gewinnt sie das Vertrauen von Alfa, der die Gegenseite nicht bloß ärgern, sondern richtig aufmischen will. Schon bald findet sich Luisa bei einem gefährlichen Antifa-Manöver wieder, das in eine wilde Schlägerei mündet.
Umsetzung
In ihrem fünften Kinospielfilm verarbeitet Julia von Heinz eigene Erfahrungen aus ihrer Zeit als Antifa-Aktivistin. Gemeinsam mit den Zuschauerinnen und Zuschauern taucht Luisa in die linksautonome Szene ein, wobei sich die agile, Dringlichkeit erzeugende Handkamera von Anfang an dicht an die Hauptfigur heftet. Ihre direkten Erfahrungen und ihr Abgleiten in den radikalen Flügel werden aus nächster Nähe verfolgt. Gleichwohl hätte das Drehbuch die Entwicklung von der neugierigen Einsteigerin hin zur kampfbereiten Rebellin ruhig etwas präziser nachzeichnen können. Die politischen Ziele und Motivationen der Gruppe rund um Alfa bleiben, was auch explizit thematisiert wird, recht diffus. Spannung zieht der Film vor allem aus der Frage, wie weit die von Mala Emde eindringlich gespielte Luisa gehen wird – und bietet dabei zahlreiche Diskussionsansätze.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
„Und morgen die ganze Welt“ bietet sich an, um einen Blick auf den nicht nur in Deutschland zu beobachtenden Vormarsch rechtsradikaler und rassistischer Ansichten zu werfen. Ähnlich wie im Film selbst, könnte man im Unterricht zudem eine Diskussion über Artikel 20 des Grundgesetzes anstoßen, der darauf hinweist, dass jeder Bürger Widerstand gegen denjenigen leisten dürfe, der die demokratische Ordnung abzuschaffen versucht. Ist Gewalt tatsächlich ein probates Mittel im Kampf gegen den Rechtsruck? Oder trägt sie bloß zu einer Verschlimmerung der Lage bei? Und wie könnte ein nachhaltiger friedlicher Protest aussehen, der Luisas Freundin Batte vorschwebt? Darüber hinaus drängt sich am Beispiel des Films eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Antifa-Bewegung auf. Wie entstand sie? Und welche Entwicklung hat sie genommen? Aus filmsprachlicher Sicht lohnt sich eine Beschäftigung mit der Frage, welche gestalterischen Mittel die Regisseurin einsetzt, um dem Drama eine unmittelbare, ungekünstelte, fast dokumentarische Wirkung zu verleihen.