Inhalt
Maik Klingenberg ist vierzehn und hat es nicht leicht: Die Mädchen seiner Klasse übersehen ihn geflissentlich, seine Mutter ist Alkoholikerin und der Vater ein kurz vor der Pleite stehender Immobilienunternehmer. Dann taucht Andrej Tschichatschow auf, genannt Tschick. Er gilt als asozial, sieht auch so aus und kommt nicht selten betrunken in den Unterricht. Zu Beginn der Sommerferien steht er mit einem geklauten Lada vor der Familienvilla der Klingenbergs. Maik und Tschick begeben sich auf eine abenteuerliche Reise durch Brandenburg. Ohne Kompass und Karte, aber mit Charme und Sprachwitz stürzen sie sich von einem Abenteuer ins nächste. Für Maik ist diese Reise mehr als nur eine aufregende Eskapade. Er lernt durch und mit Tschick, sich selbst zu akzeptieren und zu behaupten – auch und gerade, als es darum geht, für das eigene Handeln Verantwortung zu übernehmen.
Umsetzung
Wer von der filmischen Adaption eines Romans eine textnahe Visualisierung erwartet, wird von Fatih Akins TSCHICK nicht enttäuscht. Abgesehen von unvermeidlichen und sinnvollen Kürzungen orientiert sich der Film im Wesentlichen an Wolfgang Herrndorfs Erfolgsroman – viele Dialoge hat Drehbuchautor Lars Hubrich wörtlich übernommen. Die Verknappung der Vorgeschichte lässt den Film zu einem echten Road Movie werden, dessen Tempo jugendlichen Zuschauer/innen entgegen kommen dürfte. Aber auch Maiks Entwicklung wird sensibel nachgezeichnet, seine familiären Konflikte gut nachvollziehbar inszeniert. Mit sehr jungen Akteuren setzt der Film auf Authentizität: Tristan Göbel zeigt einen sympathischen und verletzlichen Maik. Anand Batbileg, der nahezu keine Filmerfahrung mitbringt, entspricht als Tschick rein äußerlich auf verblüffende Weise den Beschreibungen Herrndorfs und strahlt den spröden Charme aus, den ihm der Autor mitgegeben hat.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Wolfgang Herrndorfs Erfolgsroman hat sich in Rekordtempo als Schullektüre etabliert. Da liegt es nun nahe, im Deutschunterricht die filmische Version zum Vergleich heranzuziehen. Oder besser noch: In einer medienübergreifenden Unterrichtseinheit Film und Buch in ihrer jeweils eigenen Erzählweise parallel zu erarbeiten. Familienkonflikte, Freundschaft und Liebe, Außenseitertum, Suche nach Identität – das sind die Themen, die unter der Oberfläche eines schwungvollen Road Movie zu entdecken sind und die Jugendliche interessieren dürften. Gerade weil Maik Klingenberg nicht der coole Typ ist, der er vielleicht gerne wäre, bietet die Geschichte Ansatzpunkte, um mit Jugendlichen über das Selbstverständnis von Jungen und Rollenerwartungen nachzudenken. Und am Ende des Ausflugs im Lada drängt sich die Frage auf, worin heute Abenteuer bestehen und welche Grenzen man dafür überschreiten muss.