Inhalt
Im heißen Sommer des Jahres 2003 haben der 15-jährige Lukas und seine Freunde nicht nur mit den üblichen Schwierigkeiten von Teenagern zu kämpfen. Er wohnt in der Hochhaussiedlung Gropiusstadt, Berlin-Neukölln, wo eigene Gesetze herrschen und Gangster oder Dealer zu sein ein akzeptiertes Lebensmodell ist. Alternativen gibt es wenige, von den überforderten Eltern oder desillusionierten Lehrer*innen ist auch nichts zu erwarten, vor allem keine Hilfe bei seinem aktuell größten Problem. Beim Versuch Gras zu kaufen, gerät er zwischen die Fronten zweier rivalisierender Dealer-Banden. Er wird verprügelt, und man verlangt 500 Euro Schutzgeld von ihm. Die aufzubringen scheint unmöglich, bis ein Kumpel die rettende Idee hat: Die gerade gelieferten nagelneuen Schulcomputer aus dem Lagerraum klauen und verkaufen. Damit wären alle Geldsorgen vorbei. Der erste Teil ist bald erledigt, der zweite aber schwieriger als gedacht. Und die Sorgen hören auch dann nicht auf, wenn man meint, mal oben mitzuschwimmen.
Umsetzung
Selbst in der Berliner Gropiusstadt aufgewachsen, hat Stand-Up-Comedien und YouTuber Felix Lobrecht in seinem gleichnamigen Roman seine Erlebnisse dort literarisch verarbeitet und auch am Drehbuch mitgewirkt. Regisseur Wnendt fängt die Atmosphäre, die zwischen sommerlicher, alberner Unbekümmertheit und plötzlicher Aggression hin- und herschwankt, kongenial ein. Anders als im Roman, der rein aus Lukas' Sicht erzählt ist, zeigt der Film mehr von der komplizierten Lebenswirklichkeit seiner Freunde Gino, Julius und Sanchez, die alle mehr oder weniger auf sich allein gestellt sind und ohne Einwirkung verlässlicher moralischer Autoritäten falsche Entscheidungen treffen. Gedreht wurde in Gropiusstadt mit vielen lokalen Kompars*innen, was den rauen, fokussierten Bildern, unterlegt vom passenden Rapsoundtrack, noch mehr Authentizität verleiht. Dabei bleibt die Kamera immer nah an den rastlosen Protagonisten und lässt somit auch das Kinopublikum nicht zur Ruhe kommen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Sowohl die literarische Vorlage als auch der Film schildern ungeschönt das Aufwachsen in einem sogenannten Problembezirk konsequent aus der Sicht der Jugendlichen und ermöglichen sowohl Identifikation als auch das Eintauchen in eine für viele unbekannte Wirklichkeit. Gerade die Direktheit der Darstellung der komplexen Lebensverhältnisse in diesem unfreiwilligen Schmelztiegel – die sich auch in der Bildsprache niederschlägt, indem die Kamera nahe an den Figuren bleibt, im richtigen Moment aber auch den Horizont öffnet – können Diskussionspunkte sein. Inwieweit die eigene Gesetzmäßigkeit dieses Mikrokosmos ohne positive Vorbilder die Heranwachsenden prägt, wäre ein weiterer möglicher Ansatz, ebenso wie das weitgehend männlich geprägte, ausbeuterische Sozialleben. Nur die Mütter können kurzzeitig für eine Art Frieden sorgen. Gegenstand der Betrachtung können auch die Ursachen für den Umstand sein, dass es zu wenige sozial benachteiligte Menschen schaffen, für sich eine Perspektive zu entwickeln.