Inhalt
In Cambridge und Berkeley befasst sich der aufstrebende Atomphysiker J. Robert Oppenheimer intensiv mit der Quantenmechanik von Max Planck, einer noch weitgehend unerforschten Theorie, die später zur Grundlage der Atomenergie werden soll. Zeitgenossen wie Niels Bohr und Albert Einstein beeinflussen ihn. Zurück in den USA heiratet er die Biologin Kitty Harrison und liebt zugleich die Kommunistin Jean Tatlock. 1942 rekrutiert General Leslie Groves den Wissenschaftler als Leiter des geheimen Manhattan-Projekts in New Mexico. Der Plan: Vor den Nazis eine Atombombe entwickeln. Drei Jahre arbeiten Oppenheimer und seine Kollegen an der "Wunderwaffe". Am 16. Juli 1945 findet eine erste Zündung statt, der NS-Staat hat bereits zwei Monate zuvor kapituliert. Anfang August sterben bei den US-Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki über Hunderttausend Menschen. Fortan opponiert Oppenheimer, der "Vater der Atombombe" gegen den Einsatz von Kernwaffen und die Entwicklung einer noch zerstörerischen Wasserstoffbombe. Das und seine kommunistischen Kontakte machen ihn in der McCarthy-Zeit als Spion verdächtig.
Umsetzung
Das von Regisseur Christopher Nolan verfasste Drehbuch der dreistündigen Charakterstudie basiert auf der akribisch recherchierten Biografie J. Robert Oppenheimer von Martin J. Sherwin und Kai Bird, die 2006 einen Pulitzer-Preis erhielt und die Filmproduktion maßgeblich beeinflusste. Das erklärt die akkurate Rekonstruktion der Zeitgeschichte, die sich etwa im hohen Ausstattungsaufwand niederschlägt. Auch die Inszenierung von Oppenheimer als Prometheus, der in der griechischen Mythologie der Menschheit das Feuer bringt, übernimmt Nolan aus der Biografie. Zwar inszeniert der Autorenfilmer Nolan dieses Porträt Oppenheimers, mit Pfeife und Hut intensiv dargestellt von Cillian Murphy, recht klassisch als Biopic über Aufstieg und Fall. Thriller-Anleihen und faszinierende Bildschnipsel – etwa von einer Supernova, der Sonnenoberfläche oder von atomaren Reaktionen – spitzen das Geschehen allerdings immer wieder zu. Oft nimmt der Film die Perspektive des Protagonisten ein, wenn etwa lautes Pochen dessen innere Selbstzweifel signalisiert. Zudem verschachtelt er die Zeitebenen. Die Vernehmungen der McCarthy-Ära werden solange in Schwarz-Weiß gezeigt, bis die farbige Vergangenheit – die eigentliche Haupthandlung – aufholt. Neben viel düsterer Musik gibt es zahlreiche Dialoge, das Wesentliche ist indes in die Mimik und Gestik der Figuren eingeschrieben.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Durch die verheerende Wirkung der Atombomben wurde der Menschheit die Gefahr der Selbstzerstörung bewusst. Eine Analyse im Sprachunterricht oder im Fach Ethik kann dem Moraldilemma der Bombentüftler nachspüren, die sich politisch vereinnahmen ließen. Einerseits sollte die Atomwaffe den Weltfrieden erzwingen, andererseits waren ihre Folgen katastrophal. Im Physikunterricht kann neben den unmittelbaren Explosionsfolgen auch die dabei freigesetzte Strahlenbelastung erörtert werden. So starben in Japan allein bis Ende 1945 weitere 130.000 Menschen an Strahlenerkrankungen. Die Angst vor einem neuen Atomkrieg ist erst jüngst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wieder greifbarer geworden. Im Deutschunterricht lohnt der Vergleich mit Friedrich Dürrenmatts Theaterstück "Die Physiker" (1962). Inszenatorisch fällt Nolans technisch versierter Ansatz auf. Dazu zählen die Visualisierung physikalischer Formeln oder filmtechnische Details wie der Wechsel zwischen Schwarz-Weiß und Farbe oder die akribische Darstellung des Trinity-Tests. Viel Analysestoff liefern die Szenen, die per Kameraarbeit und Tondesign Oppenheimers Perspektive einnehmen. Einen guten Ansatzpunkt für die Benennung der Stilmittel bieten die aufwendigen Trailer zum Film.