Inhalt
Das Waisenmädchen Momo lebt allein in den Ruinen eines verlassenen Amphitheaters. Ihr einziger Kontakt ist der Straßenkehrer Beppo, bis sie sich mit dem gleichaltrigen Gino anfreundet und dadurch weitere Leute kennenlernt. Weil Momo eine sehr gute Zuhörerin ist, kommen die Menschen in ihrer Umgebung bald immer häufiger im alten Theater zusammen. Derweil wirbt der mächtige Konzern „Grey Corporation“ mit der Idee, durch effizientes Handeln gesparte Zeit auf einem Konto zu sparen, um später frei darüber zu verfügen. Tatsächlich wollen die „Grauen“ die Zeit aber stehlen. Wie die meisten Menschen fallen auch Gino und dessen Mutter auf die List herein. Nur Momo erkennt den Betrug und soll deshalb beseitigt werden. Mit Hilfe der magischen Schildkröte Kassiopeia flieht sie zu Meister Hora, der die Zeit für eine Stunde anhält – eine letzte Chance, die Grauen zu besiegen.
Umsetzung
Als modernes Märchen, das von der sinnvollen Nutzung der Zeit handelt, ist Michael Endes hintergründiger Kinderbuchklassiker „Momo“ von 1973 bis heute aktuell. Fast vierzig Jahre nach der beliebten Realfilmadaption von Johannes Schaaf (BRD/Italien 1986) – die animierten Versionen von 2001 und 2003 fanden wenig Anklang – legt Autor und Regisseur Christian Ditter eine Neuauflage des Stoffs vor. Sein international besetzter und auf Englisch gedrehter Realfilm folgt in den Grundzügen dem Original, was schon die zu Beginn eingeführte Erzählerstimme verheißt. Darüber hinaus modernisiert Ditter die Geschichte mit Verweisen auf neue Technologien, die auf die heutige Lebenswelt referieren. Der Ansatz erzeugt gelungene Einzelmomente, denen allerdings eine überhastete Erzählweise entgegensteht. Im Kern lohnt die Neuversion dennoch.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
MOMO inspiriert dazu, das allgegenwärtige Phänomen der Zeit zu besprechen. In der von den Grauen ausgerufenen „Ära der Zeiteffizienz“ klingt das Thema Zeitmanagement an, das mit Selbstoptimierung einhergeht; im Film erweist sich die zwischen Beruf und Familie aufgeriebene Liliana als prototypische Kundin des Zeitsparkonzerns. Welche Nutzung der Zeit finden die Schülerinnen und Schüler sinnvoll, welche weniger – und warum? Wie interpretieren sie die Botschaft, die in der Dialogzeile „Wir haben nur jetzt“ steckt? Ditter greift das Leitmotiv auch audiovisuell auf: Zum Auftakt hören wir eine Uhr ticken, im Anschluss sehen wir ein stehengebliebenes Bild, später läuft die Zeit rückwärts ab. Davon ausgehend kann eine Analyse aufzeigen, mit welchen Mitteln Filme Zeit inszenieren, dehnen oder raffen. Nicht zuletzt schärft ein Vergleich mit der Buchvorlage und/oder der Adaption von 1986 den Blick für die Ausgestaltung von Geschichten. Dabei können die Modernisierungen der aktuellen Fassung – darunter das neue Design der Grauen – in den Fokus rücken.
