Inhalt
Der zehnjährige Finn wird von seinen Eltern hin und hergeschoben. Keiner scheint für ihn Zeit zu haben und er fühlt sich wie ein einsamer Wolf. Allein im Zug zu seiner Mutter nach Berlin wird ihm auch noch sein Rucksack mit dem Zugticket, Handy und seinem Fotoalbum geklaut und die Schaffnerin übergibt ihn kurzerhand an die Polizei. Kannawoniwasein! Auf dem Weg zur Wache lernt er die gleichaltrige Jola kennen und haut mit ihr aus dem Polizeiauto ab. Die beiden begeben sich auf einen haarsträubenden Roadtrip durch das Brandenburger Hinterland. Zu Fuß und mit einem alten Traktor wollen sie zunächst Finns Rucksack zurückerobern und dann ans Meer. Auf ihrem Weg bis zum Happy End begegnen sie ausgewachsenen Raritäten in Pommesbude, Erotik-Shop und Rockerkneipe und müssen einige wilde Abenteuer bestehen. Mit Einfallsreichtum und viel Selbstbewusstsein kommen sie schließlich ans Ziel und werden mit dem großen Schatz der Freundschaft belohnt.
Umsetzung
KANNAWONIWASEIN erforscht einem Heimatfilm gleich die weiten Landschaften und verlassenen Ortschaften Sachsen-Anhalts und Brandenburgs. Drohnenaufnahmen zeigen die beiden Ausreißer auf ihrem Traktor inmitten unendlich scheinender landwirtschaftlicher Nutzflächen. Der nächtliche Sternenhimmel und die Geschichten vom Meer unterstreichen das Motiv der Sehnsucht nach Freiheit. Die kargen Ortschaften, die sie durchwandern, laden Finn und Jola zu einer Safari durch den Dschungel einer immer skurriler werdenden Erwachsenenwelt ein. Dabei bleibt die Erzählperspektive immer die der Kinder und das Publikum staunt mit ihnen über die dörflichen Raritäten. Die Schusseligkeit der Erwachsenen, vor allem der Polizeibeamten, schrammt dabei die Grenze der Glaubwürdigkeit, und der Triumpf über den Rocker Heiko und das Happy End am Meer schließlich deuten unmissverständlich auf eine fantasievoll-märchenhafte Erzählung hin.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Neben der Analyse der filmischen Umsetzung der literarischen Vorlage lädt der Film dazu ein, sich der Vielfalt deutscher Dialekte im Allgemeinen und dem Berlinerischen im Besonderen zu nähern. Fächerübergreifend können dazu im Sachunterricht die Besonderheiten der nordöstlichsten Bundesländer bis zur polnischen Grenze näher untersucht werden. Das Motiv der beiden allein reisenden Kinder kann einen Austausch über eigene Abenteuer und Ängste anregen, die durch konkrete Hilfestellungen (was wäre, wenn…) zu einem empowernden Umgang mit eigener Selbständigkeit führen kann. In der gemeinsamen Reflektion über die filmische Darstellung der Kinder- und Erwachsenenwelt können darüber hinaus Chancen und Grenzen der Partizipation von Kindern an familiären und gesellschaftlichen Prozessen zur Diskussion gestellt werden. Auch die Verteilung von Geschlechterrollen in bekannten Filmen und Märchen kann untersucht und mit der starken Präsenz der schlagfertigen Jola und der gefürchteten Rockerpräsidentin Hackmack verglichen werden.