Inhalt
Der Nahostkonflikt findet mitten in Berlin statt, etwa wenn eine palästinensische Familie aus dem Libanon mit ihrem 14-jährigen Sohn zum Nachbarn eines Juden mit russischen Wurzeln wird. Der Kleinkrieg scheint unvermeidlich, die ideologischen Fronten sind verhärtet. Doch aus der unfreiwilligen Allianz zwischen dem Jungen und dem Juden kann auch Freundschaft werden. Ein gut gespielter, atmosphärisch dichter und unterhaltsamer Film über ein schwieriges Thema.
Umsetzung
In seinem Debütspielfilm hat sich der in Moskau geborene Zahnarzt, Regisseur und Autor Leo Khasin an ein heikles Thema gewagt und es mit Bravour umgesetzt. Mit einem ruhigen Erzählstil und zugleich in vielen atmosphärisch dichten Bildern per Handkamera sowie in Parallelmontage nähert sich der Film dem Alltag heimatloser Palästinenser wie dem neu erwachten jüdischen Leben in Deutschland. Die jeweiligen ideologischen Scheuklappen zeigt der Film mit augenzwinkerndem Humor und entwaffnender Direktheit, beispielsweise anhand von Untertiteln bei originalsprachlichen Äußerungen. Mit Ryszard Ronczewski und Neil Belakhdar hat der Film zudem zwei auch die Generationen überspannende Hauptdarsteller gefunden, die der Vielschichtigkeit des Themas gewachsen sind.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Aus deutscher Perspektive wirken der Nahostkonflikt und die Feindschaft zwischen Juden und Palästinensern oft abstrakt oder zumindest weit weg. Über das Leben von Palästinensern wie auch von Juden im heutigen Deutschland herrschen im Allgemeinen ebenfalls unklare Vorstellungen. Hier gelingen dem Film besseres Verständnis und tiefere Einblicke. Zugleich werden wichtige gesellschaftspolitische Themen wie Migration, Asylrecht und Duldungspraxis aufgegriffen. Sehr gut eignet sich der Film, der für Toleranz und Verständnis wirbt, auch zur Reflexion über das Entstehen von Vorteilen und Lösungsmöglichkeiten bei bestehenden Konflikten nicht nur ideologischer Art. Darüber hinaus ist er ein Musterbeispiel für einen gelungenen Dialog zwischen den Generationen jenseits religiöser und kultureller Schranken.
