Inhalt
Ostberlin, Sommer 1989: Ein verbotener Aufnäher auf der Jacke und Orwells „1984“ in der Tasche – das war’s mit Abi und Literaturstudium für die achtzehnjährige Suzie. Stattdessen muss sie sich im Kabelwerk Oberspree als Mitglied der sozialistischen Gesellschaft bewähren. Suzie fühlt sich fehl am Platz, daran kann auch die mütterliche Brigadeleiterin Gisela nichts ändern. Als Suzie zufällig vom Fotografen Coyote entdeckt wird und ihre Fotos im Modemagazin Sibylle landen, wird sie über Nacht zum landesweit bekannten Mannequin für die volkseigene Luxusmarke „Exquisit“. Der schwule Visagist Rudi bringt ihr den „aufrechten Gang“ bei und nimmt sie mit in die Untergrundszene Ostberlins, wo er und seine Freundinnen und Freunde Mode aus Duschvorhängen und allem Verfügbaren kreieren. Suzie verliebt sich in Coyote, der trotz Veröffentlichungsverbot seine Freiheit lebt. Als die Stasi Suzie zu einem Vorfall bei der Modenschau vor Parteifunktionären auf der Messe Leipzig befragt, erkennt sie, dass Freiheit ihren Preis hat.
Umsetzung
Im Sommer vor der Wende angesiedelt, erzählt der Film von der (Un-)Möglichkeit individueller Entfaltung unter den repressiven Bedingungen der DDR-Diktatur. Mit seiner Hauptfigur Suzie gibt der Film spannende Einblicke in die Modewelt der DDR: Als Gegenpol zur staatlichen Modeindustrie u. a. mit VHB Exquisit und Sibylle, der „Vogue des Ostens“, setzt die Modeszene der Subkultur auf Individualität statt Anpassung zum Wohl des Kollektivs. Für gelebten Sozialismus als Option jenseits von Zwängen stehen Gisela und die Solidarität im Kabelwerk. Für ihren Film greift Aelrun Goette auf Autobiografisches zurück: Wie ihr Alter Ego Suzie wurde sie nach verwehrtem Abi und Studium auf der Straße als Model entdeckt. Allen Schlüsselfiguren liegen eine oder mehrere reale Personen zugrunde. Ausstattung, Kostüme und Maske sorgen für Authentizität und transportieren wie der Soundtrack den Zeitgeist.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
„Entweder du bist frei, dann bist du es überall“: Film und Filmzitat bieten sich zur Untersuchung des Freiheitsbegriffs an. Dazu können der Umgang mit staatlichem Diktat und die Entscheidungen der Figuren Suzie, Rudi, Gisela und Coyote diskutiert, Unterschiede und Kausalitäten z. B. von persönlicher und gesellschaftlicher Freiheit, in Diktatur und Demokratie, von Freiheit vs. Gleichheit in der DDR erarbeitet werden. Der „aufrechte Gang“, den Rudi Suzie beibringt, meint mehr als das elegante Laufen auf hohen Absätzen. Die Bedeutung kann zusammen mit der Gewissensfrage „Freiheit um jeden Preis?“ erörtert werden. Die Farbe Rot ist im Film sehr präsent, etwa in Suzies Kleidung oder als visueller Effekt bei Überblendungen (z.B. ins Rotlicht der Dunkelkammer). Hier bietet sich die Analyse von Wirkung und Symbolik an (Rot für Liebe, Feuer, Blut, ebenso für Sozialismus etc.).