Inhalt
Mit Feenflügeln am Rücken und glitzerblauem Lidschatten zieht Adja am Wochenende mit ihrer besten Freundin Sabira los. Die Mädels wollen Spaß haben, überrascht werden vom Leben. Ist doch Adjas Alltag wenig glamourös: Sie büffelt für ihr Fachabi in Sozialarbeit und ist vom x-ten Praktikum im Pflegeheim frustriert. Viel lieber würde die aufgeweckte Jugendliche mit Kindern arbeiten statt "alten Leuten beim Sterben zuzusehen". Zuhause steht Adja im Schatten ihres großen Bruders Tawfiq, der als Profifußballer arbeitet. Der Erfolgsdruck ist groß bei der afrikanischstämmigen Familie, die in einem migrantisch geprägten Vorort lebt. Dort weckt der geplante Freizeitpark, der vor den Toren der Stadt entstehen soll, die Hoffnung auf Jobs und sozialen Aufstieg. Gegen dieses Bauprojekt protestieren überwiegend weiße Bauern und Aktivist*innen, die um ihre Existenz und die Natur fürchten. Es sind zunächst weniger Überzeugungen als die aufkeimende Liebe zu Arthur, durch die Adja eine neue Perspektive auf das Geschehen und ihr Leben gewinnt.
Umsetzung
Regisseurin Émilie Carpentier verhandelt in HORIZONT viele komplexe Themen: Die migrantisch geprägte Banlieue und die schwierigen Zukunftsperspektiven der dort lebenden Menschen konfrontiert sie mit dem Engagement von Jugendlichen der französischen Mittelschicht für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Während Adjas Lebenssituation – ihr Konflikt mit dem Bruder und ihrer besten Freundin, ihre Schwierigkeiten in der Schule – differenziert dargestellt wird, sind die Umwelt-Aktivist*innen eher uniform und schematisch gezeichnet. Mitunter treten die Intentionen des Drehbuchs überdeutlich hervor. Die starke Präsenz von Hauptdarstellerin Tracy Gotoas jedoch lässt über diese Schwächen hinwegsehen. Eine neue Perspektiven suchende Bildgestaltung und der lebendige Soundtrack heben den Film auf der formalen Ebene heraus.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film bietet einen guten Anlass mit den Schüler*innen die Grenzen ihres eigenen Horizontes zu hinterfragen: Mit welchen Lebenswelten spüren sie so gar keine Berührungspunkte? Und wie ließe sich das ändern? Sind sie überhaupt neugierig darauf? Weiterhin lässt sich der Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie thematisieren. Kann man sich Umweltschutz in Zeiten von Krieg, Corona und Inflation überhaupt noch leisten? Oder ist vielleicht schon diese Frage falsch gestellt? Und welche gesellschaftlichen Veränderungen sind den Schüler*innen wichtig? Nicht zuletzt sollten die formalen Mittel des Films analysiert werden, die genutzt werden, um Adjas Perspektivwechsel im Bild zu veranschaulichen.