Inhalt
„Frauen, wenn wir heute nichts tun, leben wir morgen wie vorgestern!“ Mit diesem Zitat schloss der erfolgreiche Vorgängerfilm „Die Unbeugsamen“, der die mitunter haarsträubende Situationen westdeutscher Politikerinnen seit den 1950er Jahren dokumentierte. Dieses kämpferische Zitat steht auch am Anfang des zweiten Teils, der den ostdeutschen Frauen gewidmet ist. Denn selbst im Land der staatlich verordneten Gleichberechtigung musste diese erst mit langem Atem und harten Bandagen erkämpft werden. Der Film ist eine Ode an all die unbeugsamen, mutigen Frauen in der DDR – Arbeiterinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Landwirtinnen – die selbstbewusst ihren Platz in der Metallindustrie und auf dem Feld, in der Kunstwelt und der Wissenschaft einforderten. Die mehr wollten, als Kuchen zum Frauentag. Ein wichtiges, bitter-humorvolles Stück Geschichte, das der einseitig männerzentrierten Geschichtsschreibung wuchtig etwas entgegensetzt.
Umsetzung
In Interviews erzählen 15 Frauen aus verschiedenen Lebenswelten der DDR Geschichten und Anekdoten aus ihrem Alltag in Berufen, die gemeinhin als Männerdomäne gelten. Sie erzählen gewitzt, pointiert und manchmal kopfschüttelnd von den Absurditäten und Demütigungen, mit denen sie konfrontiert waren, aber auch von ihrer Gegenwehr. Zwischen die Interviews montiert der Regisseur – mit viel Humor, Ironie und einem guten Blick für starke Bilder – ausführlich recherchiertes Archivmaterial der damaligen Zeit, wie Fernsehberichte, Fotos, Filmausschnitte. Es sind Bilder, die viel zu selten gezeigt wurden und werden: von starken Frauen, die hart zupacken, die lässig sind, kollegial zusammenstehen, sich durchbeißen, sich nicht mit Nebensächlichem abspeisen lassen, die fordernd sind, rebellisch und widerständisch. Ihre Sehnsucht nach mehr fängt der Film beeindruckend mit Liedern und Filmausschnitten aus DDR-Produktionen ein. Entstanden ist kein bitterer Film über Unterdrückung, sondern ein Film über weibliche Kraft und Stärke.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film zeigt, wie die staatlich verordnete Gleichstellung von Mann und Frau einer Realität gegenüberstand, in der die Ungleichheit weiter Bestand hatte, und vor allem den Frauen die doppelte Last von Beruf und unbezahlter Familienarbeit aufbürdete. Dieses Ungleichzeitige von Anspruch und Wirklichkeit kann im Unterricht anhand der einzelnen Geschichten der Porträtierten genauer untersucht werden. Was waren die Gründe, warum sich die Ungleichheit so lange hielt? Welches die Strategien der Frauen, sich gegen diese Widersprüche von Gesetz und Realität zu wehren? Auf der Ebene der Filmsprache kann die Montagetechnik von heutigen Interviews und Archivbildern analysiert werden: Was wird jeweils über welches Material erzählt? Wie ergänzen sich die Erzählstränge und unterschiedlichen Materialien? Wie wirken die Bilder von damals und die rückblickenden Erzählungen auf uns heute? Sehen wir sie aus der Distanz oder können wir uns mit ihnen identifizieren? Wie werden die Frauen inszeniert: Welche Bilder von Frauen wurden aus den Archiven ausgewählt?