Inhalt
Berlin im Jahr 1942. Seit seine Eltern deportiert wurden, lebt der junge Jude Cioma Schönhaus allein in der geräumigen Wohnung, bis er seinen Freund Det bei sich aufnimmt. Cioma und Det lassen sich ihre Lebenslust und ihren Einfallsreichtum nicht nehmen – erst recht nicht von den Nazis. Als Marineoffiziere getarnt, suchen sie die Öffentlichkeit und bauen sich zahlreiche Scheinexistenzen auf. Dabei lernt Cioma Gerda kennen; die beiden werden ein Paar. Cioma beginnt im Auftrag für den aus Solidarität handelnden, gläubigen Christen Franz Kaufmann Pässe zu fälschen. Die Arbeit in der Rüstungsindustrie sichern ihm Lebensmittelmarken und Bleiberecht, doch nach mehrmaligem Verschlafen verliert er seinen Posten. Daraufhin beginnt Cioma im großen Stil Pässe zu fälschen, womit er andere rettet, aber sich selbst immer weiter in Gefahr bringt.
Umsetzung
DER PASSFÄLSCHER ist eine Adaption des gleichnamigen autobiografischen Berichts von Cioma Schönhaus, dem es im Jahr 1943 als Wehrmachtssoldat getarnt gelang, mit einem von ihm selbst gefälschten Pass in die Schweiz zu flüchten. Dort lebte er bis zu seinem Tod 2015. Das Spiel mit Licht, Dunkelheit und Farben verleihen dem Film seine eindringliche Ästhetik. Ciomas Lebenslust wird von heiterer Musik untermalt. Anders als die meisten Filme, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, steht der Alltag der Menschen im Vordergrund – die Einrichtung, die Details, der alltägliche Antisemitismus, die Schamlosigkeit, die Verachtung und der Hunger. Der Hass, die Rassismen und Antisemitismen sowie die Uneindeutigkeit der Sprache scheinen von heutigen politischen Phänomenen inspiriert zu sein. Dank des Facettenreichtums der Figuren lässt sich die Grenze zwischen Gut und Böse nur schwer ziehen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Für den Unterricht bietet es sich an, die Verbindungen zwischen den einzelnen Personen zu analysieren und ein Hierarchiegefälle herauszuarbeiten. Welche Methode wendet Cioma an, um diese Hierarchie aufzubrechen? Um die Vielschichtigkeit der Charaktere zu erarbeiten, kann die Frage nach Gut und Böse gestellt werden. Die Ambivalenzen zeigen, dass eine Gesellschaft facettenreich ist. Es ist notwendig, die antisemitischen Äußerungen im Film nicht unkommentiert zu lassen und entsprechend aufzufangen und einzuordnen. Welche Szenen sind diesbezüglich besonders in Erinnerung geblieben? Wo beginnt Antisemitismus? Wären die im Film gemachten, jener Zeit geschuldeten Äußerungen heute noch oder wieder möglich? Wenn ja, wie kann man eine klare Haltung gegen diskriminierende und menschenverachtende Äußerungen zeigen? In Bezug auf die Filmsprache lohnt sich ein genauer Blick auf den Einsatz von Licht und Farben. Wie wird die Darstellung von Räumen sowie das Farbspektrum genutzt, um Situationen und die Personen zu charakterisieren?