Inhalt
20 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden ihres Vaters in den Wäldern einer oberpfälzischen Gemeinde kehrt die Forstpraktikantin Anja Grimm in jenen Ort zurück, den sie aus ihrem Urlaub als kleines Mädchen noch in vager Erinnerung hat. Bei Kartierungsarbeiten wundert sich die junge Frau über das ungewöhnliche Ergebnis einer Bodenprobe und beschließt, dem seltsamen Fund auf den Grund zu gehen. Parallel wird das Dorf von einer schrecklichen Bluttat erschüttert, für die ein als verrückt abgestempelter Außenseiter, der schon im damaligen Vermisstenfall ins Visier der Ermittler geriet, verantwortlich ist. Anjas Fragen und Nachforschungen passen den Einheimischen, allen voran dem ehemaligen Polizisten Gustav Dallmann, ganz und gar nicht in den Kram, hüten sie doch ein dunkles, tief in die deutsche Vergangenheit zurückreichendes Geheimnis.
Umsetzung
Langfilmdebütantin Saralisa Volm, die als Darstellerin bekannt wurde, spielt in ihrer Romanadaption mit dem Mythos des Waldes als Ort des Unheimlichen, Verdrängten und bedient sich schauerromantischer Motive. Reizvoll ist der Gedanke, die durch die Schrecken der NS-Zeit entstandene Schuld anhand ihrer Spuren in der Natur langsam ans Tageslicht zu holen. Neben den stimmungsvollen Landschaftsbildern stechen vor allem die schummrig ausgeleuchteten Innenaufnahmen hervor, die ein Gefühl für die provinzielle Enge und die Unfähigkeit, sich der Vergangenheit zu stellen, vermitteln. Der Film setzt seine Gruselmittel nicht allzu aufdringlich ein, erzeugt aber auch keine ausgeprägte Spannung. Einer der Hauptgründe dafür: Die Protagonistin stößt zwar die Aufdeckung an. Seine Geheimnisse und sein Thema gibt das Thriller-Drama allerdings oft ohne ihr Zutun in uneleganten Erklärdialogen preis.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Ausgehend von den Schilderungen im Film können sich Schülerinnen und Schüler eingehender mit den Todesmärschen von KZ-Häftlingen gegen Ende des 2. Weltkriegs befassen: Wie gut sind sie dokumentiert? Was waren die Hintergründe? Und wo finden sich heute Spuren von ihnen? Daran anschließend drängt sich eine Diskussion über die Erinnerungskultur im Allgemeinen auf. Warum ist es gerade heute, da Rechtspopulisten vermehrt einen Schlussstrich fordern, zwingend notwendig, dem Vergessen der Gräueltaten entgegenzuwirken? Unter filmischen Gesichtspunkten lässt sich vor allem die mit Schauer- und Märchenmotiven versetzte Bildgestaltung analysieren: Welche Einflüsse, etwa aus Literatur und Malerei, finden sich im visuellen Konzept der Romanadaption wieder?