Inhalt
Houston, Texas, USA 1962: Als einer von neun Astronauten im Gemini-Programm der NASA will der Ingenieur und Ex-Navy-Pilot Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betreten. Der Krebstod seiner dreijährigen Tochter spornt den beruflichen Ehrgeiz weiter an. Armstrongs Ehefrau Janet, die mit den beiden Söhnen in einem Wohngebiet für NASA-Angehörige lebt, muss ihre Trauer und den Familienalltag derweil allein bewältigen. Hinzu kommt die Sorge um den Mann, weil Technikpannen immer wieder Todesopfer unter den befreundeten Astronauten fordern. Im Juli 1969 ist es schließlich so weit: Als Kommandant der Mondmission Apollo 11 bricht Armstrong mit seinen Raumfahrerkollegen Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins zum 384.400 Kilometer entfernten Erdtrabanten auf.
Umsetzung
Regisseur Damien Chazelle adaptiert die von Autor John Singer in Drehbuchform gebrachte Armstrong-Biographie „First Man“ ohne patriotische Heldenverehrung und erzählt ein (zwischen-) menschliches Drama über Trauer, Mut und beruflichen Ehrgeiz. Durch den Fokus auf die Gefühlswelten der Figuren hält der Film die Spannung aufrecht, obschon der äußere Ausgang der Geschichte von vornherein feststeht. In letzter Konsequenz blendet Chazelle das Hissen der US-Flagge auf dem Mond aus. Überwältigende Hollywood-Bilder wie aus „Apollo 13“ (Ron Howard, USA 1995) bleiben in dem Charakterdrama weitgehend aus, auch wenn der Kameramann Linus Sandgren die klaustrophobische Enge der Raumkapsel oder den finalen Mondflug in dynamischen 70mm-Aufnahmen einfängt. Herauszuheben ist das ausgefeilte Sounddesign, das etwa mit der Verwendung originaler Atem-Geräusche der Apollo-Astronauten eine hohe immersive Wirkung herstellt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Nach der Premiere des Biopics warfen konservative Kritikerinnen und Kritiker Damien Chazelle Antiamerikanismus und Geschichtsklitterung vor, weil er das Aufstellen der US-Flagge auf dem Mond nicht zeigt. Welche Rückschlüsse lässt diese Debatte auf die innenpolitische Spaltung der USA zu? In filmanalytischer Sicht liefert das Aussparen der ikonischen Landnahme einen Hinweis auf das Konzept, den Blick nicht auf die Wegmarken der US-Raumfahrt, sondern auf die inneren Befindlichkeiten der Hauptfigur zu richten. Inhaltliche Anknüpfungspunkte bieten Armstrongs Trauer um die Tochter und die Distanz zu den Söhnen. Eine Erörterung kann die Frage aufwerfen, ob es ethisch vertretbar ist, für den wissenschaftlichen Fortschritt Menschenleben zu riskieren. Im Geschichtsunterricht kann der historische Kontext des „Wettlaufs zum Mond“ mit der Sowjetunion besprochen werden, den der Film mit kurzen Archiv-Clips zum Vietnamkrieg oder Kennedys Mondrede absteckt.